Die Angst ist ein Grundphänomen der conditio humana; 'jeder von uns hat diese Empfindung, oder richtiger gesagt, diesen Affektzustand irgend einmal aus eigenem kennengelernt', bemerkte Freud in seinen >Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse<. Bei seelisch Kranken kann eine scheinbar grundlose Angst sich zu Panik steigern und sie zu schweren Einschränkungen ihres Alltagslebens zwingen. Freud begegnete Angstbeschwerden in seiner nervenärztlichen Praxis von Anfang an, und so handeln schon seine frühesten psychopathologischen Schriften zentral von diesem Thema. Im Mittelpunkt seiner ersten Angsttheorie steht eine somatisch-biologische Auffassung: Angst entstehe durch Verwandlung aufgestauter Sexualspannung, sei gewissermaßen ein toxisches Produkt. Jahrzehntelang hielt er an diesem Konzept fest, doch blieb Angst ein Hauptgegenstand seiner klinischen Beobach-tungen. Es sei nur an die berühmte Pferdephobie des 'kleinen Hans' erinnert. Aber erst 1925/26, siebzigjährig, setzte sich